Mononoke |
Russland bereitet sich auf Atomkrieg in Korea vor
Russland bereitet sich sicherheitshalber schon mal auf einen eventuellen militärischen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel vor.
Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf militärische Kreise mitteilte, werde ein "Komplex präventiver Maßnahmen für den Fall einer unkontrollierbaren Entwicklung" vorbereitet.
Moskaus Militärs reagieren damit auf den jüngsten Atombombenversuch und die Raketentests des nordkoreanischen Regimes, die weltweite Empörung über die eklatante Verletzung internationaler Abkommen hervorgerufen hatten.
Der anonyme Gesprächspartner der russischen Nachrichtenagentur sieht dabei durchaus die Nordkoreaner als Ursache der verschärften Spannungen, sie hätten mit ihren jüngsten Entscheidungen die Lage angeheizt.
Der Kampf zwischen Nord und Süd
Das könne sich auch auf die Sicherheit der Bevölkerung in den fernöstlichen Regionen Russlands auswirken. "Im Zusammenhang damit entstand die Notwendigkeit für entsprechende präventive Maßnahmen", zitierte die Agentur ihren Gesprächspartner.
Dessen Worten zufolge würden die Präventivmaßnahmen von militärischen Institutionen, die für eine verstärkte Kontrolle der Radioaktivität und die Zivilverteidigung zuständig seien.
Es gehe nicht um die Konzentration militärischer Kräfte, sondern um Maßnahmen für den Fall, dass auf der koreanischen Halbinsel ein Konflikt ausbreche, bei dem möglicherweise auch Atomwaffen eingesetzt würden, hieß es bei Interfax.
Gegenwärtig gebe es zwar noch keine klare Bedrohung der Sicherheit der fernöstlichen Regionen Russlands, "aber wir sind verpflichtet, alle Varianten der Entwicklung, darunter leider auch negative, in den an Russland angrenzenden Regionen zu berücksichtigen".
Die Agentur verwies in dem Zusammenhang darauf, dass die Sprengkraft des jüngsten nordkoreanischen Atomtests von russischen Militärs mit 20 Kilo-Tonnen angegeben wurde. Das entspreche der Sprengkraft der Atombombe, den die Amerikaner im August 1945 auf Hiroshima abgeworfen hatten.
Die Außenminister Russlands und der USA, Sergej Lawrow und Hillary Clinton, verurteilten den nordkoreanischen Atomtest übereinstimmend, teilte das russisceh Außenministerium heute mit. In ihrem bereits am Dienstag geführten Telefongespräch hätten Lawrow und Clinton die Führung in Pjöngjang der Verletzung der UN-Sicherheitsratsresolution 1718 beschuldigt.
Das Auswärtige Amt in Moskau rief aber auch dazu auf, "die rechtmäßigen Besorgnisse" Nordkoreas zu berücksichtigen, die auch Russland anerkenne. Man wolle zwar das Vorgehen der "Koreanischen Volksdemokratischen Republik" nicht rechtfertigen, zumal das Setzen auf die nukleare Abschreckung "ein im voraus verlorenes Spiel" sei. Es sei indes ein nicht zu akzeptierender Ansatz, das Land als "unnormal" zu charakterisieren und zu behaupten, man könne mit ihm nichts anfangen. Vielmehr sei Nordkorea ein souveräner Staat und UN-Mitglied, das seine rechtmäßigen Interessen und Befürchtungen habe.
In seiner Erklärung verweist das Außenministerium darauf, dass die koreanische Halbinsel geteilt sei und der eine Teil – gemeint ist Südkorea – sich unter dem "nuklearen Schutzschirm" einer Weltmacht befinde. Ständig fänden dort Manöver statt, würden neue Waffen und Rüstungen stationiert, behauptete das Ministerium am Smolensker Platz.
Nordkorea hat am Montag erklärt, nach 2006 zum zweiten Mal unterirdisch einen atomaren Sprengsatz getestet zu haben.
Der russische Politologe Alexander Makarkin vom Zentrum für politische Technologien glaubt nicht daran, dass Nordkorea ernsthaft einen Schlag gegen seinen südlichen Nachbarn ins Auge gefasst hat. Die von Pjöngjang entfachte Hysterie sei entfacht worden, um die Weltöffentlichkeit zu Zugeständnissen zu bewegen. Sie werde in sich zusammenfallen, wenn der Nachfolger für den nordkoreanischen Führer benannt worden ist. Kim Jong-il gilt seit langem als schwer krank, lange Zeit war er völlig von der Bildfläche verschwunden.
Dennoch bestehe das potenzielle Risiko eines militärischen Konflikts. Irgendein technisches Problem, der zufällig Druck auf den ominösen Knopf könnte zu einer unumkehrbaren Lage führen, warnte der Politologe.
(Quelle:die Welt) |